Dreimal die Erde umrundet
Ob Lindenblüten-, Tannen- oder Kastanienhonig, es gibt unendlich viele unterschiedliche Honigsorten, die bei uns auf dem Frühstückstisch landen. Aber wie kommt dieser Honig ins Glas?
Diese und viele andere Fragen wollten die dritten Klassen der Grundschule Theres von Familie Hümpfner aus Horhausen beantwortet bekommen und machten sich allesamt auf den Weg dorthin. Karin und Bernhard Hümpfner beschäftigen sich schon seit Jahren leidenschaftlich mit der Imkerei und speziell mit naturnaher Bienenhaltung.
Als ambitionierter Imker ist Herr Hümpfner mittlerweile als Bienensachverständiger tätig. Umweltschutz, Nachhaltigkeit sowie Wissensvermittlung insbesondere bei Kindern liegt den beiden sehr am Herzen. So nehmen sie sich regelmäßig die Zeit, ganze Vormittage mit Schulklassen zu verbringen, um sie auf diesem Themengebiet zu sensibilisieren und umfassendes Wissen zu vermitteln. Mit viel Geduld werden Fragen und Antworten hin- und herjongliert:
Schüler: Wie bekommt man eigentlich Lindenblüten-honig? Es gibt doch so viele blühende Pflanzen.
Imker: Die Lindenblüte ist die „Haupttracht“ zu dieser Jahreszeit und Sammelbienen sind immer blütenstet. Das bedeutet, dass sie immer die gleiche Blütenart ansteuern, um dort die Pollen und den Nektar zu sammeln. Übrigens bauen Honigbienen ihre Waben immer senkrecht. Deshalb sind unsere Bienenkästen auch so aufgebaut.
Schüler: Wie entsteht eine Bienenkönigin?
Imker: Nur das unterschiedliche Futter macht aus einer Made eine Bienenkönigin. Eine zukünftige Königin wird nur mit Gelee Royale gefüttert und alle anderen Maden bekommen den normalen Futtersaft.
Schüler: Können wir Menschen nicht auch Blüten selbst bestäuben oder andere Insekten? Hat man das schon einmal ausprobiert?
Imker: Das ist richtig, jedoch ist die Quantität und die Qualität der Bestäubung durch Bienen bei weitem nicht zu erreichen. Außerdem kann die Frucht bei einer Bestäubung durch andere Insekten auch missgebildet oder hart ausfallen. Die Biene bleibt in der Natur einfach der beste und effektivste Bestäuber.
Besonders die Wildbienen darf man hierbei nicht vergessen, denn sie haben eine sehr große Bedeutung für unser Ökosystem.
Schüler: Wie viele Blüten muss eine Biene besuchen, dass man ein ganzes Glas Honig bekommt?
Imker: Man benötigt dazu zwei Millionen Blüten. Zählt man dabei alle Pollensammelflüge zusammen, hätten die Bienen dabei insgesamt dreimal die Erde umrundet, um ein Glas Honig zu erhalten. Jetzt kann man sich auch vorstellen, woher sich der Name „fleißige Bienen“ ableitet. Die Bienen sind übrigens neben Kuh, Huhn und Schwein das wichtigste Nutztier des Menschen.
Schüler: Wie funktioniert die Arbeitsaufteilung in einem Bienenvolk?
Imker: Ein Bienenvolk arbeitet sehr effizient. Es gibt Putz-, Ammen-, Bau-, Wächter-, Sammlerbienen, Drohnen und die Königin. Jede einzelne Biene hat je nach Alter einen genauen Arbeitsauftrag, den sie alle sehr gewissenhaft ausführen. Nach etwa 22-35 Sammeltagen stirbt die Sommerbiene und die nächsten Bienen übernehmen ihre Aufgabe.
Schüler: Drohnen haben eigentlich ein sehr schönes Leben, sie müssen ja lediglich dafür sorgen, dass die Königin Eier legen kann und sonst nichts.
Imker: Ja, die einzige Aufgabe der Drohnen ist es, die Königin beim Hochzeitsflug zu begatten. Danach sterben sie. Neugeborene Drohnen werden noch bis zum Herbst durchgefüttert. Bei der sogenannten Drohnenschlacht (Drohnen besitzen keinen Stachel) werden sie dann aber endgültig aus dem Stock vertrieben, um im Winter das Überleben der anderen Bienen im Stock zu sichern. Da sie sich nicht selbst ernähren können, sterben sie kurz darauf.
Schüler: Warum sind die Waben immer sechseckig?
Imker: Die sechseckige Form der Waben ist in der Architektur einzigartig stabil und sehr ökologisch. So schaffen es die Bienen in nur 50 g Bienenwachs, aus dem eine Wabe besteht, 2,5 kg Honig zu lagern. Hier können wir Menschen uns so einiges abschauen und lernen.
Und gelernt haben die Schüler so einiges an diesem Vormittag. Familie Hümpfner gelang es sehr geschickt bei den Schülern einen emotionalen Zugang zur Welt der Bienen zu schaffen.
So wurden die Honigwaben von den Kindern selbst geöffnet, geschleudert und der Honig in Gläser abgefüllt.
Auch einen Bienenstock erlebten sie live. Dieser wurde geöffnet und während Herr Hümpfner sich vergewisserte, dass in diesem Volk alles in Ordnung ist, konnten die Kinder die Arbeit der Bienen auf ihrer Wabe aus nächster Nähe beobachten und auch die noch nicht markierte Königin suchen.
Zuguterletzt gab es noch eine leckere Honigverkostung mit Brötchen, Butter und Säften, die sich die Kinder nicht entgehen ließen und in vollen Zügen genossen.
Ein unvergesslicher Tag, der hoffentlich noch lange nachwirken wird.
Bettina Pfeuffer